Einige Bundesländer wollen ihre Schulen wieder für den Tagesbetrieb öffnen und nach den Sommerferien wieder zu einer „neuen“ Normalität kommen. Und das ist gut so. Auch wenn einige Interessenvertretungen nun Sturm laufen und auf die Gefährdungen für die Schülerschaft und die Lehrerinnen und Lehrer verweisen. Besonders die Lehrerverbände werden nicht müde, auf die Risiken hinzuweisen und für ihre Mitglieder hinreichenden Schutz fordern. Das ist verständlich, aber nicht zielführend.
Wahrscheinlich war die bundesweite Schließung aller Schulen der größte Fehler. Denn jetzt kann man kaum noch zurück. Wie die Politik sich auch verhält, wird sie doch gescholten. Aber blicken wir zurück. Als die Schulschließungen anstanden, war die besonders bedrohliche Anstieg der Neuinfektionen zwar gerade am Höhepunkt, doch danach gingen die Fallzahlen steil nach unten. Nachzulesen ist das auf den Seiten des Robert Koch-Instituts. Hier
Wenn man den Faktor betrachtet, wie viele Menschen zusätzlich angesteckt wurden, gibt es sogar einen Rückgang schon vor den Schulschließungen. Nur konnte das zu diesem frühen Zeitpunkt niemand ahnen. Allerdings wird es jetzt über diejenigen zu lamentieren, die auf diese Beobachtungen hinweisen, ist nicht besonders zielführend. Hier wird eher nach einer Bestätigung für Regierungshandeln gesucht, die es zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht mehr gibt. Überhaupt: Die ganze Diskussion in das Parteipolitische zu ziehen, hilft überhaupt nicht. hier
Präsenzunterricht jetzt
Es geht vielmehr darum, die Schulen wieder arbeitsfähig zu bekommen. Präsenzunterricht zu gestalten ist doch viel wichtiger als gedacht. Die Schule scheint auch eine soziale Veranstaltung zu sein. Immer öfter ist von Seiten der Schüler zu vernehmen, man wäre doch gerne wieder in der Schule und könnte dann ein Stück Normalität zurückerhalten. Zudem macht es immer größere Mühe, dem Fernunterricht, sofern er überhaupt stattfindet, zu folgen. Besonders viele Schüler aus bildungsfernen Elternhäusern werden durch das Lernen auf Distanz nicht angesprochen. Nicht wenige versinken in den virtuellen ihrer Computerspiele. Da wird es für manche schnell zu einem verlorenen Schulhalbjahr, das nur schwerlich aufgeholt werden kann.
Doch was ist mit den Gefahren? Die Schulen sind immer auch ein Ort der Ansteckung. Wer den Vormittag in einem relativ kleinen Zimmer mit vielen zusammensitzen muss, wird sich schnell infizieren. Doch auch dafür gibt es zwei Sichtweisen. Die schwedische erwartet eine schnellere Durchseuchung der Gesellschaft, während gleichzeitig die Gefahr für gerade Kinder und Jugendliche durch das neuartige Corona-Virus gering erscheint. Ganz anders übrigens, als die Grippe – Pandemie zu Beginn des letzten Jahrhunderts. Während der Spanischen Grippe starben vermehrt Jugendliche und junge Erwachsene, während Ältere verschont blieben.
Der deutsche Mainstream- Journalismus verbreitet eher die These, die vermehrte Ansteckung innerhalb der Familien würde zu gehäuften Todesfällen führen, die sonst vermeidbar wären. Dabei wird aber übersehen, welch ungeheurer Schaden nicht nur in volkswirtschaftlicher Sicht die Schulschließungen bereits angerichtet haben. Sie sind schlicht nicht mehr zu verantworten, wenn das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben nicht gänzlich abgewürgt werden soll. Der vielgescholtene schwedische Weg hat den Vorteil, dass er auch über einen langen Zeitraum aufrecht erhalten werden kann, auch wenn es in absehbarer Zeit keine Impfungen gegen das SARS-CoV-2 Virus geben sollte. In Deutschland hat man sich dagegen in eine Sackgasse manövriert. Den einen geht die Rückkehr zum Bisherigen zu langsam, während die anderen sich vor allem davor fürchten, sich anzustecken.
Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, sollte die Normalität an den Schulen zurückkehren. Wer sich unsicher fühlt oder zu einer Risikogruppe gehört muss aber die Chance erhalten sich schützen zu können. Dazu zählt der Mund-Nase-Schutz und besondere Sorgfalt in der Hygiene, ohne gleich in Hysterie zu verfallen. Das Virus werden wir ohnehin nicht los und vielleicht kommt es im nächsten Winter wieder. Darauf sollten wir vorbereitet sein.